Risiken beim Drogenkonsum minimieren
"Safer Use - Vom Harz bis ans Meer"
(Hannover 29. März 2019) Zum „International Drug Checking Day“ 2019 am kommenden Sonntag hat der Landesverband Aidshilfe Niedersachsen (AHN) eine landesweite Kampagne zur Risiko- und Schadensminimierung (Harm Reduction) beim Drogengebrauch gestartet: Unter dem Slogan „Safer Use - Vom Harz bis ans Meer“ werden die elf regionalen Aidshilfen zunächst 60.000 Packs mit sterilen Konsumutensilien und Gebrauchsanleitungen über ihre Beratungs- und Anlaufstellen und ihre Sozial- und Streetworker verteilen. In den drei unterschiedlichen Care Sets - Spritzen, Sniefen, Rauchen - befinden sich außerdem leicht verständliche Tipps für einen Risiken minimierenden Drogenkonsum. Zusätzlich wird damit für regelmäßige HIV/Hepatitis-Tests geworben.
Die Packs für Drogengebraucher*innen sollen flächendeckend und bedarfsorientiert zugänglich sein, um Alternativen zu mehrfach verwendeten Spritzen, Kanülen, Löffeln, Pfeifen, Röhrchen und Filtern zu bieten. Der Mac Aids Fund und das Land Niedersachsen fördern den „Safer Use“ vom Harz bis ans Meer. Das Konzept hat der Facharbeitskreis „Drogen und Haft“ der niedersächsischen Aidshilfen gemeinsam mit Expert*innen aus der Selbsthilfe und des Gesundheitswesens entwickelt. Bisherige Kampagnenpartner*innen sind neben den regionalen Aidshilfen die JES-Selbsthilfenetzwerke (Junkies, Ehemalige und Substituierte) in Braunschweig, Hannover, Lehrte und Peine sowie die hannoversche Anlaufstelle für Drogen gebrauchende Mädchen und Frauen La Strada (Phoenix e.V.) und die Deutsche Aidshilfe.
Ausweitung der niedrigschwelligen Vergabemöglichkeiten
„Mir ist es sehr wichtig, dass Menschen erst gar nicht mit dem Drogenkonsum beginnen und dass bereits abhängige Menschen Hilfe in Anspruch nehmen, um den Drogenkonsum zu beenden. Für Menschen, die bereits drogenabhängig sind, wünsche ich mir vor allem in kleineren Ortschaften und auf dem Land mehr verlässliche Anlaufstellen. Die Safer-Use-Kampagne soll dafür sensibilisieren, sich und andere vor HIV, Hepatitis und anderen Krankheitserregern zu schützen. Das Nutzen von eigenem, sterilem Spritzbesteck und Zubehör kann das Risiko einer Ansteckung deutlich senken. Die Verteilung der Care Packs ist ein guter Ansatzpunkt, um auch schwer erreichbaren Drogenkonsumenten weitere Hilfen nahe zu bringen und um über Alternativen zu informieren“, sagt Niedersachsens Gesundheits- und Sozialministerin Carola Reimann.
Zur Unterstützung des Kampagnenstarts hat Reimann die drei unterschiedlichen Care Packs gemeinsam mit der Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen Magdalene Linz im Ministerium präsentiert. „Apotheken sind glücklicherweise an vielen Orten des Landes vorhanden. Damit haben wir in Niedersachsen ein gutes Netzwerk und eine verlässliche Infrastruktur, mit der wir die Möglichkeit haben, Drogensüchtigen zu helfen. Wir sind gerne bereit, uns mit unserem Wissen einzubringen und Maßnahmen auszuloten, wie die Apotheke vor Ort dazu beitragen kann, dass Drogen nehmende Menschen auf risikoärmere Konsumformen umsteigen“, meint Linz.
Neue Konzepte - neue Allianzen
Das wäre ganz im Sinne von Imke Schmieta, Geschäftsführerin der Aidshilfe Niedersachsen: „Unsere Ziele sind, die Risiken beim Drogengebrauch zu minimieren, Infektionen zu vermeiden, die Testbereitschaft zu erhöhen und Hilfsangebote flächendeckend besser zu vernetzen. Safer Use vom Harz bis ans Meer umfasst auch, Politik und Gesundheitsakteur*innen bewusst zu machen, wie viel noch zu tun ist, um Drogen gebrauchende Menschen vor zusätzlichen Gesundheitsrisiken, aber auch vor Ausgrenzung und Stigmatisierung zu schützen.“ Dafür brauche es neue Konzepte und neue Allianzen. Schmieta dankte den zahlreichen Ehrenamtlichen, die viel Zeit in die Entwicklung und in das Packen der Care Sets in der Braunschweiger Aidshilfe investiert haben und dies auch künftig tun werden.
Mehr Information finden Sie im nachfolgenden Flyer sowie auf der Website der Aidshilfe Niedersachsen und der Deutschen Aidshilfe
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